Berufsunfähigkeitsversicherung nicht sinnvoll? Für wen eine BU unnötig ist

Für drei Gruppen ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung nicht sinnvoll. Welche das sind und was mitentscheidend ist beim Abschluss, klären wir in dem Beitrag.

Lohnt sich eine Versicherung gegen die Berufsunfähigkeit für jeden? Du willst wissen, ob eine Berufsunfähigkeitsversicherung wirklich sinnvoll für dich ist? Für welche Berufe oder Altersgruppen ist eine BU unnötig?

Die häufigste Frage die Kunden uns stellen lautet: „Für wen ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll?“ Und eine pauschale Antwort darauf lautet: „Eine BU lohnt sich dann, wenn du von deinem Arbeitseinkommen lebst.“

Doch zur Wahrheit gehört: Es gibt drei Gruppen, für die eine Versicherung gegen Berufsunfähigkeit nicht sinnvoll bzw. nicht nötig ist. Damit du verstehst, warum sich eine BU nicht für alle lohnt, musst du verstehen, was eine Berufsunfähigkeitsversicherung überhaupt ist.

Inhalt

Was ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung?

Die Berufsunfähigkeitsversicherung versichert deinen zuletzt ausgeübten Beruf. Die Höhe und die Leistungsdauer deiner Berufsunfähigkeitsrente musst du vorab mit der Versicherung vereinbaren. Die Summe wird grundsätzlich von dir festgelegt. In der Regel versichern unsere Kunden etwa 80 Prozent ihres Nettoeinkommens. Das variiert aber stark je nach Kundensituation.

Es ist dabei egal, wegen welcher Krankheit oder Körperverletzung du deinen Beruf nicht mehr ausüben kannst. Entscheidend ist, dass du zu mindestens 50 Prozent berufsunfähig bist. Die Berufsunfähigkeit muss dabei entweder seit sechs Monaten bestehen, oder voraussichtlich sechs Monate anhalten.

Bevor der Versicherer die Berufsunfähigkeitsrente leistet, zahlt in der Regel dein Arbeitgeber (sofern vorhanden) zunächst sechs Wochen lang deinen Lohn. Und zwar zu 100 Prozent. Danach zahlt die Krankenkasse das Krankengeld bzw. wenn du privat krankenversichert bist das Krankentagegeld. Das gesetzliche Krankengeld ist niedriger als dein letztes Einkommen und beträgt in der Regel zwischen 70 und maximal 90 Prozent deines Nettogehalts.

Spätestens nach 72 Wochen Krankengeldbezug (das sind in etwa 1 Jahr und 4,5 Monate) wäre Schluss, ohne BU rutschst du in die Sozialhilfe. Der Satz für Alleinstehende beläuft sich seit dem 1.1.2021 auf 446 Euro, wenn du in einer Partnerschaft lebst, erhältst du 401 Euro pro Monat.

Für Geringverdiener lohnt sich eine Berufsunfähigkeitsversicherung oft nicht

Damit kommen wir zur ersten Gruppe, für die eine Berufsunfähigkeitsversicherung nicht – zumindest meistens nicht – sinnvoll ist bzw. die Lebensplanung relevant ist.

Wenn du beispielsweise monatlich nur zwischen 400 und 600 Euro netto verdienst, macht eine BU eigentlich keinen Sinn, wenn du deinen Nettolohn absichern willst. Denn wenn du dein Nettoeinkommen versicherst, erhältst du kaum mehr als Sozialhilfe. Zudem werden BU-Renten von einigen Hundert Euro auf die staatliche Unterstützung angerechnet. Heißt: du bekommst kaum mehr Geld, sondern entlastest vor allem den Staat.

Wenn du zurzeit Geringverdiener bist, weil du dich etwa um die Kinder kümmerst, aber später wieder Vollzeit arbeiten möchtest, kann eine BU wiederum sinnvoll sein.

Wichtig: Verdienst du nur vorrübergehend ein geringes Einkommen, solltest du eine Berufsunfähigkeitsversicherung prüfen. Du solltest sie so gestalten, dass du sie auf deine künftige Situation anpassen kannst.

Wer finanziell unabhängig ist, braucht keine BU

Ein geringes Einkommen kann also ein Grund dafür sein, dass eine BU nicht sinnvoll ist. Wer jedoch besonders viel Geld hat, braucht unter Umständen ebenso keine Versicherung gegen Berufsunfähigkeit.

Wenn du ein Unternehmen gewinnbringend verkauft hast oder viel Geld durch Aktien und Immobilien erwirtschaftest, ist eine BU für dich nicht sinnvoll bzw. nicht nötig.

Denn wie oben erwähnt, lohnt sich eine Berufsunfähigkeitsversicherung für die, die von ihrem Arbeitseinkommen leben müssen. Wenn du jedoch finanziell unabhängig bist von deinem Verdienst, benötigst du keine BU. In diesem Fall kannst du das Risiko eines Ausfalls durch deine eigenen Rücklagen absichern.

Wichtig: Mach dir Gedanken, wie viel Geld du wirklich benötigst, um deinen Lebensstandard bis ins hohe Alter zu sichern. Oft ist der nötige Kapitalbedarf weit höher als angenommen. Ich höre manchmal Aussagen wie „Ich bespare schon ETF-Sparpläne, das sollte reichen.“ Nun ja, du benötigst das Vermögen jetzt und nicht in 20-30 Jahren. Denn wenn die Person vorher berufsunfähig wird, dann sind die ETF-Sparpläne ebenfalls häufig passé. Von irgendwas muss man schließlich die Sparplanbeiträge zahlen.

Wer vor dem Stichtag beboren wurde, braucht keine BU

Daneben gibt es eine dritte Gruppe, bei der nicht das Geld, sondern das Alter respektive sogar das Geburtsdatum relevant ist. Wer vor dem 2. Januar 1961 geboren wurde, benötigt ggf. keine private Berufsunfähigkeitsversicherung.

Denn alle, die vor diesem Stichtag geboren wurden, erhalten noch eine staatliche Erwerbsminderungsrente wegen Berufsunfähigkeit. Sie haben bis zum Renteneintritt Anspruch auf eine Rente wegen Berufsunfähigkeit.

Betroffene müssen lediglich nachweisen, dass sie in den vergangenen fünf Jahren vor Eintritt der Berufsunfähigkeit mindestens drei Jahre sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren.

Wichtig: Hier muss geprüft werden, ob die Höhe ausreichend ist. Sollte das nicht der Fall sein, ist prüfen wie man eine mögliche Lücke schließt. Ob hierfür eine Berufsunfähigkeitsversicherung die Lösung ist, muss man schauen. Lass uns mal rechnen: Sagen wir Paul ist 1960 geboren und hätte Anspruch auf eine Berufsunfähigkeitsrente aus der Deutschen Rentenversicherung Bund. Er ist nun aber schon über 60 Jahre alt! Er wird also voraussichtlich in den nächsten 5-7 Jahren die Altersrente beziehen. Eine BU wäre vermutlich sehr teuer wegen des Alters und vermutlich auch aufgrund des Gesundheitszustandes. Hier sind ggf. andere Lösungen sinnvoll.

Fazit: Für wen ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung nicht sinnvoll

Nur wenn du sehr wenig verdienst und anderweitig versorgt bist, finanziell unabhängig bist oder vor dem 2. Januar 1961 geboren wurdest, ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung für dich nicht sinnvoll bzw. nicht nötig. Solltest du jedoch nur vorübergehend wenig arbeiten und später wieder in Vollzeit, kann eine BU Sinn ergeben.

Bei Fragen nimm einfach kontakt auf.